Spiritualität hat in der heutigen Welt viele Gesichter und viele nette Benennungen bekommen. Heute bewegen wir uns in immer tiefere Praktiken und verlieren immer mehr den Boden unter den Füssen. Es scheint als dass die Spiritualität, also die Bewusstseinserweiterung, immer wie mehr an Natürlichkeit verliert, was sie in Wirklichkeit aber ist. Wahre Spiritualität braucht keine Werkzeuge und braucht kein Glimmer und Glitzer. Sie braucht keine neuen Umschreibungen und neue Praktiken, denn sie ist in sich ruhend und nur in jedem selbst wahrnehmbar und erlebbar.
Spiritualität ist die Tiefe in sich selbst, wie der Grund des Meeres trägt sie alles Ruhende, alles Wissende in sich. Die gelebte Spiritualität ist ein stiller Ort in sich, der uns nährt und uns wieder zu uns SELBST führt. Ein bewusster Weg nach innen mit all seinen Inhalten die dieser Ort mitgebracht hat. Ein Weg, der heute gerne „nur“ mit Licht eingehüllt wird. Ja Licht… wer kann das Licht wirklich erfahren und erkennen, wenn er die Dunkelheit nicht kennt? Dort liegt heute ein grosses Missverständnis und ein Formen von Menschen in eine erleuchtete Spiritualiät.
Das Missverständnis liegt darin, dass sich keiner die Spiritualität aneignen oder erlernen kann, sie ist einfach und drückt sich durch uns selbst aus. Ich höre oft von Klienten , wenn ihnen ein Wort wie „Scheisse“ aus dem Mund rutscht: „Oh sorry, eigentlich sollte ich das ja nicht sagen, das ist unspirituell.“ Auch fühlen sich Menschen unter Druck auf ihrem spirituellen Weg, weil man ihnen irgendwann mal erzählt hat, dass die Aussprache geändert werden muss, weil jedes Wort ja in Resonanz mit der Schwingung geht, dass die Gedanken kontrolliert werden müssen, weil sonst das Ego alle Fäden des Lebens in der Hand hält und dass regelmässige Meditationen und Affirmationen sowie Gebete gesprochen werden müssen, um in sich neu geboren zu werden, um Erleuchtung zu erlangen.
Ja, ich stimme dem zu, dass Worte, Gedanken, Meditationen einen sehr wichtigen Raum einnehmen, ich selbst führe regelmässige Meditationen durch und begleite Menschen auf ihrem Weg. Was ich jedoch beobachte ist, dass sich niemand wirklich weiterentfalten kann, wenn er das was er tut nicht auch fühlt. Wenn sich jemand zusammenreissen muss und innerlich verkrampft, weil er sich so anstrengt, sich in einer anderen Aussprache auszudrücken, als er fühlt oder globale Affirmationen, die er nicht nachempfinden kann, ausspricht, ist das verlorene Energie und verlorene Zeit. All das entfaltet sich automatisch durch die eigene Persönlichkeitsentfaltung, mit. Es braucht keine erzwungenen Praktiken um spiritueller zu sein, oder es zu werden, da diese Entfaltung nicht erzwungen werden kann, wie Vieles im Leben nicht.
Einer der grössten Missverständnisse in der Weiterentfaltung der eigenen Spiritualität ist das Einhüllen in Glanzfolie der eigenen dunklen Seiten, die Seiten, die am liebsten abgeschossen werden möchten. Leider habe ich es noch nicht erlebt, dass wir Menschen vorankommen, indem wir alles was uns als unangenehm erscheint unterdrücken und mit Licht fluten. Es gibt Dinge, Aspekte, die einfach wichtig sind, dass wir hinschauen und dadurch uns selbst immer mehr erkennen und alles von uns beginnen anzunehmen und zu lieben und nicht nur das, was wir am liebsten von uns zeigen, oder fühlen. Stehen wir nicht zu all unseren Aspekten, lügen wir uns selbst etwas vor und tun so als ob. Doch eben, die wahre Spiritualität kennt keine Ablehnung. Dieser stille Ort in uns möchte erfahren, erkennen und tiefer gehen, als er jemals geglaubt hat zu gehen. Dieser stille Ort lässt alles in sich zu, sogar ein Wort wie „Scheisse“, denn wenn es ehrlich gemeint ist, ist es halt so und wenn diese Worte, diese Ausdrücke und auflehnenden Gefühlen von alleine abgeben, weil immer weniger als „Scheisse“ empfunden wird, ist es eines der Zeichen, sich in sich immer wie zufriedener und vollkommener zu fühlen.
Übrigens… ihr braucht nicht nach Erleuchtung zu suchen, denn das sind wir im Ursprung schon immer gewesen ;-). Die wahre Aufgabe hier ist es, Mensch zu sein und sich in sich und durch sich hier, in welcher Form auch immer, auszudrücken, denn sich als das, was man fühlt zu sein, wahrhaftig auszudrücken, ist aufrichtige Spiritualität, welche aus dem Herzen heraus gelebt wird, egal, was das für dich ist.